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Route
2002
Wateford ist der Beginn unserer Strecke im "New York State Canal System".
Das Kanalsystem in diesem Bundesstaat besteht aus:
dem Erie Kanal als Verbindung nach Westen, also zu den Großen
Seen (Lake Erie). Der Osewgo Kanal ist davon ein Abzweig nach Norden zum
Ontario See und Richtung Süden zweigt zu den "Fingerlakes" der Cayuga
und Seneca Canal ab.
Der Champlain Canal liegt zwischen Hudson River und Lake Champlain
und von dort geht es auch noch weiter zum St. Lorenz Strom und dem Atlantik. |
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Wir liegen mit MOMO an der Hafenmauer vor der Schleuse, so werden wir
in den nächsten Tagen immer wieder für die Nacht anhalten können.
Hier wurden neben Duschen und Toiletten, auch ein Info-
zentrum mit E-Mail-
Möglichkeiten eingerichtet und, wie sehr oft in den USA, von vielen
freundlichen Freiwilligen unterhalten und betrieben.
Es gibt im Ort ein kleines Museum über die Bedeutung des Kanals
für Waterford zu sehen. |
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Der ursprüngliche Erie Kanal, also die Verbindung der Großen
Seen mit dem Atlantik, wurden 1825 nach nur
8 Jahren Bauzeit eingeweiht. Dieser viel kleinere und zum Teil anders
verlaufende Kanal war für die damalige Zeit ein großer Schritt.
Die Transportkosten von z.B. Salz (!), Eisenerz, Kohle und Getreide aus
dem Westen konnte auf ein Zehntel des Landtransportes reduziert werden.
Außerdem entwickelten sich entlang der Strecke viele Ortschaften
und Industrieansiedlungen, da die Leute Arbeit fanden oder ihre Waren weiter
weg verkaufen konnten und somit ihren Lebensunterhalt verdienen konnten.
Auf dem Rückweg der Schiffe Richtung Westen bringen die vielen
Einwanderer aus der "Alten Welt" neben den Namen der Ortschaften, die oft
an ihre Heimat in Europa erinnern (wir finden neben London, Amsterdam auch
Rome, Frankfort und Syracuse), auch das Wissen und Fertigkeiten für
unterschiedliche Handwerke mit.
Im ersten Kanal wurden die kleinen Frachtschiffe von Eseln und Pferden,
die zusammen mit den Kapitänen und Matrosen auf den Schiffen lebten,
gezogen.
Nach mehrmaligen Vergrößerungen wurde ab1903 ein streckenweiser
Neubau des Kanals begonnen.
Da die Schiffe jetzt mit Motorkraft bewegt wurden und somit der parallel
verlaufende Pfad für die Zugtiere wegfallen konnte, war es möglich,
daß die Schiffe in früher parallel zum Kanal fließenden
Flüssen und über den Oneida See fahren konnten. Natürlich
wurden die Größen der Schleusen sowie Breite und Tiefe des Kanals
den neuen Möglichkeiten angepaßt.
Die ersten fünf Schleusen im Erie Canal sind in kurzen Abständen
hintereinander gebaut. Auf ca. 3km Länge kommt man auf zusammen über
50 Meter Höhenunterschied!
Im Vergleich dazu hat der Panamakanal auf 82 km Länge nur eine
Differenz von 26 Meter zu überwinden. |
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Die Schleusenkammern sind alle in einer Standardgröße gebaut:
300 feet lang (91,5m) und 44,5 feet breit (13,5m).
Als gesicherte Wassertiefe ist für den Kanal 12 feet (3,66m) angegeben.
Für uns Sportschiffer sind eher die Brückenhöhen mit
20 feet (6,1m) bzw. weiter im Westen nur noch 15,5 feet (4,72m) die Beschränkungen,
weshalb wir ja auch MOMOs Mast legen mußten.
Nach der letzten Vergrößerung ab 1903 waren das die Parameter
für die auf dem Kanal verkehrenden Schiffe und Bargen (Schubcontainer).
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Nachdem das Schleusentor hinter uns wieder zu ist, wird das Wasser
von flußaufwärts, nur durch die Schwerkraft, durch große
Rohre im unteren Teil der Seitenwände in die Kammer eingelassen.
Alle Boote in der Kammer halten sich über Leinen oder Rohre, die
an der Schleusenwand nach unten gehen, auf einer Seite der Kammer fest
und steigen so mit dem Wasserspiegel langsam nach oben. |
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Um die jährlichen Wartungsarbeiten und die immer wieder anfälligen
Reparaturen ausführen zu können, gibt es auf der ganzen Strecke
sogenannte "Guard Gates". Diese wie Guillotinen ausschauenden Fall-Tore
sind also während der Saison meistens offen oder werden von einem
Schleusenwärter mitbedient.
Ein Großteil des östlichen Kanals folgt jetzt dem Fluß
Mohawk, so daß in der Nähe der Schleusen meist ein Damm ist,
der die überschüssigen Wassermassen zum Hudson River bringt. |
An unserem zweiten Abend im Kanal besuchen wir die Schleuse Nr. 14.
Wir sind mit MOMO jetzt auf fast 90m über Meereshöhe und wollen
mal "von oben" auf eine Schleuse und die Schiffe schauen.
Nachdem 1990 das Kanalsystem von dem "Straßenbauamt" der Bundesstaates
New York übernommen wurde, wurden und werden viele Verbesserungen
und Renovierungen der Schleusen sowie auch der Landschaft entlang des Kanals
gemacht. |
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Dem Schleusenwärter, dem entweder von der Nachbar-Schleuse oder
direkt von den ankommenden Schiffen via Funk eine Schleusung mitgeteilt
wird, bereitet, je nach Seite, die Schleuse vor und gibt dem ankommenden
Schiff "grünes Licht" zur Einfahrt.
Wir haben nur sehr freundliche und auch interessierte Arbeiter getroffen,
meist mit Farbpinsel oder Fettpresse am Erneuern oder Instandhalten "ihrer"
Schleuse beschäftigt..
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Über zwei Schalter schließt der Wärter erst die Tore
und die Schieber von Wasserein- bzw. -auslaß auf einer Seite.
Dann, auf der anderen Seite der Schleuse, öffnet er die Schieber
für Wasseraus- bzw. -einlaß und startet so das Schleusen.
Wenn der Wasserstand wieder ausgeglichen ist, öffnet er die Tore
und das Schiff kann auf dem anderen Niveau rausfahren. |
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Betrieben werden Tore und Schieber über Gleichstrom. Die große
amerikanische Elektrofirma "General Electrics", die ihren Hauptsitz hier
am Kanal hat, hat die entsprechenden Motoren und Generatorn hergestellt.
Neben den immer noch verwendeten Gleichrichtern stehen die alten Maschinen
zur Stromerzeugung, meist immer noch betriebsbereit, in dem "power house"
gleich neben der Schleuse.
Da schaut es fast wie in einem (aber wirklich gut gepflegten) Museum
aus. |
Wieder zwei (geruhsame) Tage später erreichen wir unseren "Gipfel"
im Kanal. Nach den knapp 5m in der Schleuse Nr. 20 befinden wir uns auf
einer Höhe von 128m über dem Meeresspiegel!
Hier befindet sich auch wieder ein wunderschön angelegter Park
mit Sitzplätzen im Freien neben "öffentlichen" Grills und auch
WC-Räumen.
An diesem Abend treffen wir hier fünf andere Schiffe, bisher waren
wir meist alleine.
Die "Saison" für den Kanal ist im frühen Frühjahr (April
oder Mai, je nach Eissituation) oder dann im September und Oktober, wo
(vor allem Kanadier) das kalte Revier verlassen und, wie Zugvögel
(oder "snowgoose", also Scheegänse genannt), in den Süden ziehen. |
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Entlang des Kanals im Flußtal des Mohawks ziehen sich, vor allem
im Osten, eine große Autobahn ( NY State Thruway) und auch eine Eisenbahnstrecke.
Wir haben also während unserer Fahrten am Tag immer viel zu sehen
und zu hören, vor allem das Tuten der Eisenbahn.
Und so schön sieht man die Trucks wirklich selten vom Schiff aus! |
Eine andere Kuriosität für uns war dieser "Rasenmäher".
Viele Teile des oft nur sehr langsam fließenden Flusses werden von
Seerosen und anderen Wassergrünpflanzen überwuchert.
So gibt es, einem Mähdrescher, der schwimmen kann gleich, eben
diese Rasenmäher, um den Schiffen wieder freie Zufahrt zu ihren Anlegestegen
zu gewähren. |
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Entlang des Kanalsystems kommen viele unterschiedliche Landschaften
vor:
die kleinen Städte und Ortschaften, die sich alle, wegen dem Kanal
als Transportmittel, hier entwickelt haben;
Uferzonen mit blühenden Wiesen und auch immer mal wieder können
wir einen Acker oder ein Maisfeld sehen.
Dann auch Parks und Campingplätze, wo, vor allem am Wochenende,
reger Betrieb herrscht.
Oder eben nur Wiesen und Wälder. |
Wir freuen uns auch wieder so nah an Bäumen, Gärten und Häusern
vorbeifahren zu können.
So wird uns die Zeit nicht langweilig und wir sehen eine Landschaft,
die der von Mitteleuropa nicht unähnlich ist. Seit langem können
wir so mal wieder Birken und natürlich auch schon Ahornbäume
sehen.
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Doch nicht nur die Natur hat diese Kanalfahrt so angenehm gemacht.
Wir haben bei jedem Stop viele Menschen getroffen, die Kontakt mit den
Schiffen gesucht haben.
In den Ortschaften waren die Anlegeplätze immer in der Abendspaziergangsrunde
mit integriert und wir fanden viele nette Leute, die nicht nur wissen wollten,
ob wir wirklich über den Atlantik gekommen sind, sondern auch viel
von sich und ihrer Gegend erzählt haben. |
Bei einem Ausflug mit dem Bus zum Kanalmuseum in Syracuse sind wir
auf dem Rückweg zuerst an einer ALDI-Filiale (!) und dann an einer
Firma vorbei gekommen, die "mobile homes" verkauft:
Diese Häuser können und werden auch auf den Straßen
transportiert.
So etwas geht in Europa gar nicht, denn die Straßen wären
viel zu klein! |
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Wir sind auch an einem Feuerwehrauto vorbei gekommen. Seit New York
wollten wir immer eines fotografieren, doch sie waren immer zu schnell
für uns! |
Am letzten Tag unseres auf 10 Tage ausgestellten Passes, wo wir durch
einen Teil des Erie und dann den Oswego Kanal gefahren sind, sind wir am
Südufer der Ontario Sees in Oswego angekommen.
Hier in Oswego konnten wir unser Auge mal wieder in die Ferne schweifen
lassen, denn das andere Ufer auf der Kanadischen Seite ist außer
Sichtweite, so ca. 60 km weg. |
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