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Route 2011

 

Mitte Juni segeln wir mal wieder über eine Grenze: wir sind in Spanien! Die Landschaft verändert sich jetzt deutlich:
statt einer nahezu geraden Küste gibt es hier in Galicien endlich mal wieder vorgelagerte Inseln und weit ins Land hineinführende Meeresarme. Die als Rias bekannten Buchten sind aus einst überfluteten Flußtälern entstanden und haben, im Gegensatz zu den durch Gletschern entstandenen Fjorden, einen flachen Küstenverlauf und sind nicht so tief.
In der Ferne sieht man hohe Gebirgszüge, die Fläche davor ist sehr grün durch große Waldflächen, dazwischen immer wieder Felder mit Getreide und Weinstöcken.

Küste von Galicien

Die Autonome Region Galicien bildet die Nordwestecke der Iberischen Halbinsel, wo sich zerklüftete Felsküsten mit feinen Sandstränden abwechseln.
Hier in den Rias Baixas, den "unteren Buchten" südlich des Kap Finisterre, sind die Sommer warm und trocken, während der Winter bringen die feuchten Atlantikwinde viele Regenfälle.

Atlantikküste der Isla Cies

Lagune der Isla Cies

Die vorgelagerten Inseln, seit 2002 im Nationalpark "Islas Atlanticas de Galicia" zusammen gefasst, bilden eine natürliche Barriere für die teilweise über 30km langen Rias.
Zum Teil sind die Inseln gesperrt und sind dadurch für einige Wasservogelkolonien ein wichtiges Brutgebiet.
Auf der Inselgruppe Isla Cies kommen wir manchmal, obwohl wir nur auf den ausgeschilderten Wegen laufen, zu nahe an die Nester und müssen einige Male vor den im Sturzflug angreifenden Möven in Deckung gehen! Dafür sehen wir viele Jungtiere und hören deren Verwandte schreien.

wütend-brütende Möve

Viveros in den Rias

In den durch die Inseln geschützten Rias sind über 3000 quadratische Holzflöße verankert, hier "Viveros" oder "Bateas" genannt. An jedem der etwa 25m langen Gestelle hängen ca. 500 bis zu 15m lange Seile. Daran werden Miesmuscheln gezüchtet, die hier im durch den Golfstrom nährstoffreichen und durch die Gezeiten sauerstoffreichen Wasser gut wachsen.
Wenn es vom Kurs passt, kann man auch prima zwischen diesen Plattformen durchsegeln.

so wachsen Miesmuscheln

Miesmuscheln auf Boot

In etwa eineinhalb Jahren bis zur Erntereife müssen die Fischer mehrmals die "Setzlinge" im Floß umhängen. Und immer wieder Floß und Seile kontrollieren. Viele Muscheln, immerhin wachsen hier die meisten in Europa, wandern in die Konservenfabriken und zu den großen Handelsketten.
Nach wie vor kann man in den örtlichen Auktionshallen, auch in kleineren Mengen, alle Arten von Muscheln und Meerestiere fangfrisch ersteigern.

Muschel-Auktion

Industrie im Ria de Vigo

Wohl aufgrund der geschützten Lage und der Nähe zu den großen Fanggründen entwickelten sich in Galicien die Fischerei und der Handel besonders gut. Vigo, am gleichnamigen Ria gelegen, soll sogar der größte Fischereihafen ganz Europas sein.
In der größten Stadt von Galicien kommen wir an etlichen Fischfabriken und einigen Werften vorbei, im Hafen werden Neuwägen aus der nahen Autofabrik auf Frachtschiffe gefahren und tagsüber herrscht reger Fährverkehr zu den "Islas Atlanticas" und dem gegenüberliegenden Ufer. Im 18ten und 19ten Jahrhundert, in ganz Europa herrschten wirtschaftlich schlechten Zeiten, verließen viele Galicier per Schiff ihre Heimat um, vor allem in Süd- und Nordamerika, neu anzufangen.

Werft in Vigo

Combarro

In der nächste Bucht, im Ria de Pontevedra, segeln wir, vorbei an ein paar Ferienorten, bis zum Ende und ankern vor dem Dorf Combarro.
Am Abend sehen wir im gut erhaltenen Ort Gruppen von Frauen in den schmalen Gässchen vor den Häusern sitzen: gemeinsam bereiten sie aus verschiedenen Blüten und Ästen den Blumenschmuck für die Feier des Fronleichnamsfest vor.
In diesem Jahr wird, gleich nach dem religiösen Fest Corpus Christi, die Sommersonnwende gefeiert. Als es dunkel wird, werden an vielen Stellen entlang des Ufers, im Ort und auch auf vielen in den Berghänge verteilten Höfen Lagerfeuer angezündet.
Bei den vielen Festen dürfen natürlich gutes Essen und Trinken, sowie Musik und Tanz und Unterhaltung auf einem Jahrmarkt nicht fehlen.

Horreos am Strand

Vom Ankerplatz aus sehen wir die alten und für die Region so typischen Getreidespeicher, Horreo genannt:
das Erntegut sollte, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit, luftig gelagert werden, aber nicht von Vögeln oder Schädlingen gefressen werden.
Der Unterbau besteht aus mehreren Säulen, die oben mit einer überhängenden Platte als Schutz vor für die am Boden lebenden Tiere abschließen. Darauf steht der eigentliche Lagerraum, je nach Region aus Granit und/oder Holz gebaut, mit vielen kleinen Lüftungsschlitzen.
Die Kreuze über den ziegelgedeckten Dächern sollen "die bösen Geister" abhalten.
Die Speicher und anschließenden Häuser wurden praktisch direkt am Strand auf die Granitfelsen gebaut: so kann ein zwar schmaler, aber ebener Streifen fruchtbarer Erde für die Hausgärten genutzt werden.

Weinanbau

Bei einer Wanderung hinauf in die Berge laufen wir an vielen Weinbergen vorbei. Die in der Region "Rias Baixas" angebauten Weine, vor allem die Weißweine aus der Albarino Rebe, passen hervorragend zu den Köstlichkeiten aus Meer und Land.
Die Gemüsegärten, oft direkt bei den Häusern, sind üppig bewachsen.
An den ansteigenden Hängen ist die Landwirtschaft nicht einfach: meist sind die Felder sehr klein, nur zu Fuß erreichbar und müssen in mühsamer Handarbeit bewirtschaftet werden.

Weintrauben

Atlantikküste von Illa de Ons

Da wir die Erlaubnis zum Befahren und Ankern für die Nationalparkinseln beantragt haben, nehmen wir uns die Zeit und besuchen diese der Reihe nach. Die Illa de Ons ist als einzige der Inseln das ganze Jahr über bewohnt und die lokalen Fischer dürfen als einzige im Schutzgebiet um die Inseln herum fischen.
Auf der Atlantikseite gibt es eine spektakuläre Steilküste, auf der Riaseite einige schöne Sandstrände.

Bojenfeld vor Illa de Ons

 
 
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Jutta und Heiko Sauber
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Last change / letzte Änderung 15. Januar 2012 ©
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